2020 – Wanderung im Zeitzgrund

11. Sommertreffen der VACC Jena

Trotz der Corona-Bedingungen im letzten Jahr konnte in der „Zwischen-Lockdown-Zeit“ am 11. Juli 2020 die geplante VACC-Sommerwanderung wie geplant durchgeführt werden. Ausgangspunkt war das Hotel „Hammermühle“ in Stadroda, einem kleinen Städtchen in der Nähe von Jena. Von dort ging es zum Bahnhof, um mit dem „Holzland-Express“ nach Hermsdorf zu fahren.  Im Zug vervollständigte sich die Wandergruppe auf die geplanten 17 Erwachsenen, 7 Kinder und zwei Hunde.  Von Hermsdorf wurde dann durch den „Zeitzgrund“ nach Stadtroda zurück gewandert.

Hermsdorf ist vor allem wegen des Autobahnkreuzes und der noch relativ originalen Autobahnraststätte aus den dreißiger Jahren bekannt. Weit weniger bekannt ist, dass ab Ende des 18. Jh. hier technische Keramik gefertigt wurde und bedeutende Entwicklungen der Industriekeramik stattgefunden haben. Da ich selbst 10 Jahre in Hermsdorf in einem Medizintechnikunternehmen für keramische Implantate gearbeitet habe, wollte ich es mir nicht nehmen lassen, den „High-Tech-Standort“ in einem kurzen Vortrag zu würdigen. Am Fraunhofer-Institut in Hermsdorf wird an keramischen Werkstoffen der Zukunft geforscht. Die ansässigen Unternehmen setzen diese Erkenntnisse in marktfähige Produkte um und beschäftigen sich beispielsweise mit  keramischen Energiespeichern (Batterien), biegsamen Keramikfolien für Elektronikanwendungen, keramischen Membranen (zur Filterung von Flüssifkeiten und Gasen), Verschleißschutzbauteilen und der Halbleitertechnik. So sind z.B. Bauteile aus Hermsdorf im amerikanischen Mars-Rover verbaut und fliegen in Satelliten um die Erde. Diese Fakten mussten der interessierten Wandergruppe in einem kleinen Vortrag  kundgetan werden!

Ein zweiter Vortrag machte nochmal auf die oben bereits erwähnte Verkehrslage von Hermsdorf aufmerksam. Die Autobahnbauer orientieren sich bei der Anlage der Autobahnen an ähnlichen Prämissen wie die Fernreisenden des Mittelalters. So kreuzte sich bei Hermsdorf ein Fernhandelsweg aus Franken in Richtung Leipzig / Naumburg, der – ebenso wie heute die Autobahn A 9 – auf der Wasserscheide zwischen Saale und Weißer Elster verlief, mit einer wichtigen Ost-West-Route zwischen Gera und Jena. So gab es schon vor vielen hundert Jahren in Hermsdorf ein „Hermsdorfer Kreuz“ und die Wege sind durch Hohlwegbündel und Altwegeführungen gerade in dieser Region sehr gut nachzuvollziehen.

Nach der Wissenvermittlung wurde in den Zeitzgrund gewandert.  Dieses ca. 10 km lange Tal zwischen Hermsdorf und Stadroda zeichnet sich vor allem durch mehrere zu Gasthäusern umgebauten Wassermühlen aus. Erstes Ziel war die Janismühle, in welcher wir zum Mittagessen angemeldet waren. Nach dem Essen und einigen Bieren ging es weiter Richtung Stadtroda, um dort noch einen kleinen Abstecher in das Städtchen zu machen. Doch oh Schreck – eines der Kinder war weg! Daher teilte sich die Wandergruppe auf in einen Kind-Suchtrupp, zweitens die Erschöpften, welche bei der Hammermühle beim Bier verbleiben mussten und drittens die Kulturbeflissenen, welche sich noch die Ruinen des Hausklosters der Lobdeburger (der Stadtgründer von Jena) anschauten.

Das verlorene Kind wurde wohlbehalten wiedergefunden! Und so trafen sich alle fröhlich und erleichtert in der Hammermühle zum gemeinsamen Abendbrot und Umtrunk. Ein so guter Ausgang der Wanderung musste unbedingt gefeiert werden.